OOH-Magazin Ausgabe 1 - 2019

Ohne Zweifel hat die deutsche Wirtschaft und Medienlandschaft die Digitalisierung ihrer eigenen Geschäftsbereiche lange auszusitzen versucht. Die späte Erkenntnis, dass das wohl doch nicht weggehen wird, sorgt seit einigen Jahren für anders geartete Merkwürdigkeiten. Wir reden heute gar nicht mehr über Men- schen und Marken, sondern nur noch über Technologien und Algorithmen. So wenig Liebe Entscheider in den 2000ern für Customer Experience und gute UX übrig hat- ten, so viel Druck ist heute auf dem Kessel, möglichst viele Denkblasen rund um Block Chain und Voice Assistants von sich zu geben. Wenn wir die Digitalisierung rausholen wollen Die Digitale Transformation bedeutet für OOH kein Risiko. Ganz im Gegenteil: OOH ist das Gewinnermedium der digitalen Trans- formation! Durch die Digitalisierung unserer Hardware werden wir flexibler, wir werden kreativer, wir schaffen neue Möglichkeiten der intermedialen Verknüpfung. WallDecaux hat hierfür in den letzten acht Jahren maßgeblich die Standards gesetzt. Und dabei stand die Qualität in der Digitalisierung stets vor der Quantität. Jüngs- tes Beispiel hierfür ist unser Digital City Net (DCN), das wir 2019 in Hamburg gestartet haben. Wir erleben gerade den größten Invest in unserer Unternehmensgeschichte, in den Digital Rollout. aus isolierten Berliner Digital-Labs, inspirie- renden LinkedIn Posts und PR-Trips zur SXSW, dann müssen wir die VR-Brille erstmal abnehmen und unsere Hausaufgaben machen. In Deutschland fehlt es allzu oft an Theorie, wie Interaktion funktioniert, und an Liebe zu ihr. Die großen Tech-Player sind eben nicht nur Hersteller von Massenware. Sie sind auch „Hirten“ für viele Milliarden Interaktionen, die von Menschen stammen. Für Medienunternehmen wird die zumindest nahe Zukunft wieder darin liegen zu verstehen, was diese Menschen in unserer Zeit wün- schenswert finden und wie Marken in dieser Welt eine Rolle spielen können. Nun soll aber nicht sämtliche Hardware digital werden, denn wir brauchen das analoge Ange- bot weiterhin, um schnell große Reichweiten für unsere Kunden aufzubauen. Diesen Vorteil haben die großen Internetfirmen dieser Welt erkannt: Unsere Kunden heißen Google, Ama- zon und Netflix. Auch sinken unsere Reichweiten nicht: sie wachsen! Auch ein Ergebnis der globalen Transformation im Allgemeinen wie der digi- talen Transformation im Speziellen: Die Men- schen sind mobiler, sie haben ein neues, digi- tales Mediennutzungsverhalten, wir leben in einer zunehmend fragmentierten Medienland- schaft. Das heißt: Wir als OOH sind heute das Add- On-Medium für nahezu alle anderen Medien- gattungen, das genau diese Wirkungslücken füllt. Vor allem aber sind wir zielgruppengenau aussteuerbar – auch dies ist ein Ergebnis digi- taler Transformation, dank intelligenter Ver- knüpfung mit Daten. Make Digital Transformation Human Again Gerald Hensel, Berater Wir brauchen das analoge Angebot weiterhin Andreas Prasse, Vorstand Wall GmbH Niemals zuvor in der Geschichte der Mensch- heit gab es ein größeres Unterhaltungs- und Informationsprogramm in dieser Verfügbar- keit. Es gibt mehr Content da draußen, als ich in meinem Leben jemals schauen kann. Und einen Algorithmus, der mich besser kennt als jeder Programm-Chef in jedemmedienprodu- zierenden Unternehmen – außer Netflix. Es gibt keine Unterscheidung mehr zwischen Fernsehen, Streaming oder Videospielen. Es gibt Bildschirmzeit, bei der alle um die Auf- merksamkeit des Konsumenten konkurrieren. Jede Minute, die ich „Call Of Duty“ spiele, fehlt P7S1 und Bertelsmann. Unterhaltungsprodukte gab es schon vorher. Neu ist die Zahlungsbereitschaft für selbige, um dafür von Werbung verschont zu bleiben, die die Immersion in die Unterhaltung und damit die Aufmerksamkeit bricht. Integrationen von Marken und Produkten in Video Spielen oder High-Quality-Streaming-Produktionen sind exklusiv und werden daher nur denWerbegiganten mit sehr tiefen Taschen offenstehen. Der Medienkonsum wird weiter diversifiziert und damit relevant fragmentiert, so dass Wer- betreibenden kein Massenmedium wie das Fernsehen bleibt. Out-of-Home wird der wich- tigste lineare ATL-Kanal. Werbetreibende werden sich in den nächsten Jahren mit dem Problem konfrontiert sehen, dass die Distributionsgiganten wie Netflix, Spotify, Amazon, Disney oder AT&T nicht mehr auf Werbebudgets angewiesen sind, da die Nutzer das Programm selbst finanzieren, um dafür werbefrei konsumieren zu können. Die neuen Distributionsgiganten sind nicht mehr auf Werbebudgets angewiesen Julian Mohr, Geschäftsführer Nqyer Media GmbH 22 OOH!–Aspekte

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